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Stadt und Polizei wollen "Enkeltrick" mit ungewöhnlichen Mitteln Einhalt gebieten:

Interaktives Theaterstück soll Senioren noch besser über gängigste Maschen aufklären

| ZuZu Redaktion | Aktuelles

Das Problem mit dem "Enkeltrick" und seinen Varianten scheint so gross zu sein, dass die Polizei und die Stadt Stuttgart zu neuen ungewöhnlichen Methoden greifen müssen, um ältere Mitbürger zu schützen.

Ausgerechnet älteren hilfsbereiten Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen, ist die wohl niederträchtigste Masche vieler Trickbetrüger. Deshalb greifen die Stadt Stuttgart und die Polizei zu neuen kreativen Mitteln, um die Zielgruppe so dafür zu sensibilisieren, dass sie den Ganoven nicht auf den Leim gehen. Ein interaktives Theaterstück führte am 9. April, 70 Seniorinnen und Senioren aus fast allen 23 Stuttgarter Stadtbezirken im Polizeipräsidium vor Augen, mit welchem Lug und Trug die Betrüger ihre Opfer hinters Licht führen. Das gelingt viel zu häufig. Praktisch jede Woche kommt es auch in Stuttgart zu Fällen, in denen die oft international organisierten Banden ihren Opfern Tausende von Euros abnehmen. 

Das addiert sich zu enormen Summen. „Im Jahr 2022 ergatterten die Täterinnen und Täter im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Stuttgart bei 182 Fällen allein mit den drei Methoden des Enkeltricks, des Schockanrufs oder des angeblichen Polizeibeamten insgesamt rund 1,4 Millionen Euro“ , sagt Sebastian Bürkle, Stabsstellenleiter der Kommunalen Kriminalprävention der Stadt Stuttgart. Dies sind lediglich die bekannten Fälle. Nicht alle werden zur Anzeige gebracht, weil manche Betroffenen sich genieren zuzugeben, dass sie darauf hereingefallen sind. Zudem gibt es weitere Betrugsmaschen, so dass der Gesamtschaden noch höher liegt. Bei dem Enkeltrick gibt ein junger Anrufer vor, ein in Not geratener Enkel zu sein, der dringend Geld braucht. 

Bei der Masche mit dem Schockanruf behauptet jemand am Telefon, ein Verwandter des angerufenen Seniors habe einen tödlichen Unfall verursacht und käme nun ins Gefängnis, wenn nicht sofort eine hohe Kaution gestellt würde. Und mit der Methode eines angeblichen Polizisten gaukeln die Betrüger bei einem Anruf vor, die Wohnung des Opfers stände nach Ermittlungen der Kripo auf der Adressliste einer Einbrecherbande, deshalb solle der Betroffene alle seine Wertsachen vorsichtshalber einem Polizeibeamten übergeben, der diese abholen komme. Es gibt jedoch viele Variationen dieser kriminellen Phantasiegeschichten. 

Im Jahr 2022 wurden 86 Fälle des Enkeltricks in Stuttgart erfasst mit einer Schadenssumme von 395.440 Euro. 63 Fälle mit angeblichen Polizeibeamten erzeugten einen Schaden von 626.775 Euro. Und bei 33 Schockanrufen kamen 371.751 Euro zusammen – insgesamt 1.393.966 Euro. 

Polizeipräsident Markus Eisenbraun begrüßte die Multiplikatoren aus den Stadtbezirken zum interaktiven Theaterstück „Hallo Oma, ich brauch‘ Geld!“, das die aktuellen Fälle thematisiert und einen Austausch zu der Problematik anregt. Alle Fragen dazu konnten die echten Beamtinnen und Beamten der Polizei den Gästen fachkundig beantworten. „Die Betrugsmaschen sind sehr vielseitig und durchaus raffiniert, wie sie das Vertrauen der Menschen erschleichen“, sagte Eisenbraun. Betroffene sollten sich nicht zurückhalten, eine Anzeige zu erstatten, betonte der Polizeipräsident: „Niemand verurteilt Betroffene, jeder weiß aus Erfahrung – auch wir bei der Polizei – , dass keiner vor Betrug sicher ist. Aus diesem Grund ist es notwendig, sich zu vernetzen und auszutauschen.“

 

Wiederholung erwünscht 

Interessant war das groß angelegte Format der Veranstaltung für alle Seiten: die polizeiliche Sicht, wie neue Betrugsmaschen angewendet werden, genauso wie die Berichte der Gäste aus eigenen Erlebnissen. Die Beteiligten waren sich einig, dass ein solches Event am besten jährlich wiederholt werden sollte. „Im Kampf gegen den Trickbetrug stehen wir als Sicherheitspartnerschaft zusammen“, sagte Sebastian Bürkle für die Landeshauptstadt, „mit der Polizei, dem Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart und der BW-Bank möchten wir so ein Hearing mit interaktivem Theaterstück für Seniorinnen und Senioren gerne regelmäßig etablieren.“ 
Das bestätigte Klaus Thomas, Vorstand vom Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart: „Niemand ist vor Betrug geschützt – ruckzuck fällt man aufs Eis. Darum ist es wichtig, sich gegenseitig zu sensibilisieren; denn jeder sollte wissen, welche Betrugsmaschen es gibt und wie man sich möglichst davor schützen kann. “ Dazu gehört auch, dass die Polizei ihre Präventionsarbeit im Bereich der Medien verstärkt. Gemeinsam mit dem SWR werden nun Filmclips zum Thema Trickbetrug eingesetzt, um auf aktuelle Maschen hinzuweisen. 

Die Polizei hat zudem immer ein Ohr für betroffene oder besorgte Personen: „Unsere Präventionsbeamtinnen und -beamten stehen gerne mit Rat und Tat zur Seite“, sagte Hermann Volkert, Leiter des Referats Prävention. Sie sind erreichbar unter Tel. 0711 / 8990-1205 und über E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. „Wer aber ganz akut Opfer oder Zeuge einer Straftat ist, wendet sich bitte direkt an die 110 oder das zuständige Polizeirevier“, so Volkert.

 

Als grundsätzliche Verhaltensregeln bei ungewöhnlichen Telefonanrufen gab die Polizei den Besucherinnen und Besuchern des Treffens folgende Tipps zur eigenen Sicherheit an die Hand:
  • Lassen Sie sich vom Anrufer nicht unter Druck setzen!
  • Beenden Sie das Telefonat, wenn Ihnen etwas merkwürdig erscheint!
  • Sprechen Sie am Telefon nicht über Ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse!
  • Übergeben Sie niemals Geld oder Wertgegenstände an Ihnen unbekannte Personen – auch wenn diese Ihnen telefonisch angekündigt werden!
  • Sprechen Sie mit Ihrer Familie oder anderen Vertrauten über den Anruf, bevor Sie handeln!
  • Wenn Sie unsicher sind: Rufen Sie die Polizei unter der 110 (ohne Vorwahl) oder Ihre örtliche Polizeidienststelle an. Vorsicht: Nutzen Sie nach einem ungewöhnlichen auf keinen Fall die Rückruffunktion Ihres Telefons, auch wenn der Anrufer vorgibt, er sei von der Polizei, sondern wählen Sie eigenständig die 110.